Wichtig beim Sammeln der Samen ist: auf gar keinen Fall geschützte Pflanzen aus der Natur entnehmen und bitte nicht im Naturschutzgebiet sammeln. Vorsicht auch bei Giftpflanzen, vor allem, wenn die Flagge an einem öffentlichen Ort blüht und Kinder Zugang haben.
Am besten schauen Sie erst einmal, was bei Ihnen im Umkreis überhaupt heimisch ist und welchen Boden Sie haben. Sand, Lehm, Moor, Küste? Ist er eher trocken, feucht, sauer, mager, nährstoffreich? Ist die ausgewählte Fläche schattig, halbschattig oder sonnig? Wie groß ist die Fläche, soll die Flagge nur einmal - in 2021- erblühen oder öfters?
Das klingt alles kompliziert, aber im Grunde ist es das nicht. Die Beschäftigung mit Wildpflanzen macht großen Spaß und kann auf viele Schultern verteilt werden. Schulklassen könnten z.B. ein Projekt starten: jede Klasse übernimmt eine Farbe der Flagge und schaut, was es alles gibt und auf der ausgewählten Fläche gedeihen würde. Oder jeder schaut mal bei sich im eigenen Garten, was da wächst.
Bei mir hat sich z.B. die Schafgarbe in den Rasen geschummelt. Sie kommt nie zur Blüte, weil der Rasen immer gemäht wird. Ich darf sie getrost ausgraben und in den weißen Blütenflaggenbereich setzen. Dazu passt noch noch der Spitzwegerich, das Gänseblümchen, die Knoblauchrauke und das Seifenkraut.
Ganz nebenbei lernen alle, die an der Aktion teilnehmen, was für nützliche Wildblumen bei uns heimisch sind. Die Schafgarbe ist eine wirksame Heilpflanze und das Seifenkraut enthält tatsächlich Saponine mit denen man alternatives Waschmittel herstellen kann.
Natürlich sieht es toll aus, wenn die Flagge genau in den Farben erblüht, die ich gemalt habe. Die Auswahl an knallrot blühenden
heimischen Wildblumen ist aber recht gering. Darum ist einfach mal alles erlaubt was irgendwie rosa, rot-orange und rötlich ausschaut:
Kornrade passt ebenso wie die rote Lichtnelke oder eine wilde Malve.
Dasselbe gilt für blau:
Vergissmeinnicht kann im Frühling den Anfang machen, gefolgt von Kornblumen, begleitet von Ackerrittersporn, umrankt von Vogelwicke, gekrönt von Wegwarte, die violette Astern bilden den Abschluss des Gartenjahres.
Und was machen die Holsteiner mit ihren vielen schönen gelbblühenden
Wildblumen? Damit können sie die Flagge einrahmen, quasi wie mit einem Goldrahmen. Dann wird es gleich noch ein bisschen bunter!
Wie soll es mit der Blütenflagge weitergehen, nach 2021?
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sie über 2021 erhalten bliebe und sich erweitern würde um noch mehr Wildpflanzen. Vielleicht vermischen sich die einzelnen Farben und die pflanzliche Flagge wird bunt - alles erlaubt. Hauptsache, die "Wilden" dürfen wieder bei uns wohnen, mitten in unseren Dörfern und Städten, in unseren Gärten, in Balkonkästen und in unseren Herzen.
Mein Wunsch für den Rest meines Lebens: dass die Wildblumen und -Kräuter wieder einen Weg in unsere Gärten, Dörfer und Städte finden und dort geliebt und gepflegt werden als die natürlichen Ureinwohner unseres Landes. Nur eines möchte ich ausrotten, das Wort "Unkraut". Ich weißt, es gibt Pflanzen, die sind echt anstrengend: Zaunwinde, Quecke, Berufkraut etc. Die heißen bei mir "Nervkraut" und werden gezupft, damit die anderen Pflanzen, die nicht so aufdringlich sind, nicht verdrängt werden.
Buchtipps:
auf meinen Spaziergängen habe ich meist "Was blüht denn da?" dabei. Die Pflanzen sind farblich sortiert und gemalt, es erleichtert das Erkennen. Ergänzend dazu arbeite ich mit "Pflanzen und Tiere Europas". Meine Ausgabe ist schon über 40 Jahre alt, verrät mir aber immer noch zuverlässig, wer wo in welchem Lebensraum wächst. Das Bestimmungsbuch ist nach Landschaften gegliedert: Wiese und Weide, Moor und Sumpf, Wald, Binnengewässer, etc.